01.02.2013 — Das beginnt mit statischen Celesta-, Vibraphon und Harfenklängen und Sechzehntel-Motorik in der Solovioline und wird dann unter anderem von erdigen Bass- und Piccolomixturen angereichert. Im Booklet wird das ziemlich treffend als «postmoderner Impressionismus» bezeichnet, expressive Klangwelten, die fasslich, emotional zugänglich sind, und viel Narratives entfalten, eine Art abstraktes Gefühlskino. Der hierzulande vor allem als Dirigent bekannte Esa-Pekka Salonen (er war vor Gustavo Dudamel musikalischer Leiter der Los Angeles Philharmonic) hat dafür in den USA den «University of Louisville Grawemeyer Award For Music Composition» gewonnen. Salonen reiht sich damit in eine illustre Reihe Geehrter ein, die unter anderem Louis Andriessen (2011), György Kurtág (2006), Unsuk Chin (2004), Kaija Saariaho (2003) und Pierre Boulez (2001) umfasst.
Geschrieben hat Salonen das Werk für die 1977 geborene kanadische Geigerin Leila Josefowicz, die ansonsten gerne mit Tonschöpfern wie John Adams (ebenfalls Grawemeyer-Preisträger) und Oliver Knussen (künftiger Grawemeyer-Preisträger?) zusammenarbeitet und mit einer Wiedergabe von Adams Violinkonzert 2002 Massstäbe gesetzt hat. Zu hören war Josefowicz in der Schweiz schon in Basel, am Menuhin Festival in Gstaad und diesen Januar (mit einem Violinkonzert von Bernd Alois Zimmermann) in Luzern.
Neben dem Violinkonzert finden sich auf der CD Salonens Orchesterwerk «Nyx», das einen ähnlichen Duktus hat und wie das Violinkonzert vom Finnish Radio Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten gespielt wird. Die Klangwelten des Finnen eignen sich mit ihrer Farbigkeit, ihrer melodischen Geschäftigkeit und ihrem erzählerischen Schwung auch als Ballettmusiken. Das Violinkonzert etwa diente 2010 als Grundlage für eine Choreografie des New York City Ballet. (wb)
Out of Nowhere. Salonen: Violinkonzert, Nyx; Leila Josefowicz (Violine), Finnish Radio Symphony Orchestra. Deutsche Grammophon/Universal, Best.-Nr. 479 0628.