von Wolfgang Böhler
28.11.2014 -- Allseits ‒ sogar von bürgerlichen Kreisen ‒ wird die Kulturbotschaft des Bundes für die Jahre 2016 bis 2020 gelobt. Vor allem was die Übertragung von Aufgaben der gesellschaftlichen Integration und Partizipation auf die Kulturpolitik angeht. Wir sind in Sachen Koppelung von sozialen und kulturellen Aufgaben weitaus skeptischer, das ist aber nicht der Schwachpunkt, den wir in der Botschaft hauptsächlich sehen. Was uns beschäftigt, ist vielmehr, dass sie dem Kernproblem der Kulturförderung aus dem Weg geht. Schlimmer noch: Niemand scheint sich wirklich bewusst zu sein, dass ein solches vorliegt. Dieser Mangel an Problembewusstsein ist freundlich ausgedrückt Folge eines unreflektierten Rückgriffs auf traditionelle und angestaubte Kulturkonzepte der Linken. Weniger freundlich ausgedrückt ist es Folge der Denkfaulheit in der bürgerlichen Politik. Da scheint sich niemand grundlegende systematische Gedanken machen zu wollen, was Kulturpolitik eigentlich ist und welche Umsetzungsprobleme für allfällige liberale Förderstrategien sich daraus allenfalls ergäben.