04.07.2014 — Der Titel der CD weckt möglicherweise falsche Erwartungen, wie das Cover gleich selber enthüllt: «Tromba Veneziana» bezieht sich nicht auf ein historisches Instrument, die Trompete, die Gábor Boldozki an die Wange hält, ist mit ihrer Ventilmechanik von heutiger Bauart. Die Virtuosität, die er auf den Aufnahmen an den Tag legt, wäre zu Vivaldis Zeiten mit Barocktrompeten auch kaum möglich gewesen, der Rote Priester hat denn auch bloss ein Doppelkonzert für Trompete geschrieben. So ist vor allem interessant zu hören, wie ‒ teils populäre ‒ Konzerte, die für andere Instrumente geschrieben worden sind, für Violine, Flöte, Oboe, Cello, Laute oder Gesang, sich auf die moderne Trompete abbilden.
04.07.2014 — Der Titel der CD weckt möglicherweise falsche Erwartungen, wie das Cover gleich selber enthüllt: «Tromba Veneziana» bezieht sich nicht auf ein historisches Instrument, die Trompete, die Gábor Boldozki an die Wange hält, ist mit ihrer Ventilmechanik von heutiger Bauart. Die Virtuosität, die er auf den Aufnahmen an den Tag legt, wäre zu Vivaldis Zeiten mit Barocktrompeten auch kaum möglich gewesen, der Rote Priester hat denn auch bloss ein Doppelkonzert für Trompete geschrieben. So ist vor allem interessant zu hören, wie ‒ teils populäre ‒ Konzerte, die für andere Instrumente geschrieben worden sind, für Violine, Flöte, Oboe, Cello, Laute oder Gesang, sich auf die moderne Trompete abbilden.
Zwei Werke stammen aus dem L’estro armonico, die bereits Bach für ein anderes Instrument, nämlich das Cembalo, umgeschrieben hat. Daneben adaptiert Boldozki zwei Arien und Doppelkonzerte, die er teils mit einem Geiger als Partner ‒ Andres Gabetta, dem Leiter der begleitenden Cappella Gabetta ‒, mit einem Lautenisten (Rosario Conte) und gar im Duett auf Flügelhörnern (mit Sergei Nakariakov) vorträgt. Letztere stehen für die original gedachten Celli. Die begleitende Cappella Gabetta ist ein Gründung der Cellistin Sol Gabetta, der Konzertmeister Andres ihr Bruder.
Die Kombinationen ergeben eine ungewöhnliche Mixtur aus barockem und zeitgenössischem Klangempfinden. Gábor Boldozki ist als Meisterschüler von Reinhold Friedrich und Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs und 1. Preisträger des 3. Internationalen Maurice André Wettbewerbs in Paris mit allen Wassern gewaschen, die Cappella Gabetta spielt ‒ vermutlich nicht zuletzt dank der durch die wiederkehrenden Vivaldi-Projekte Sol Gabettas erlangten Barock-Routine ‒ vital und spielfreudig auf. Nicht alles wirkt gleich überzeugend, so zeigt etwa der Lautenist Conte im zweiten Satz des Lautenkonzertes RV 93 als alternierender Solist, dass da auch etwas an Charme und Eleganz der Originalbesetzungen verlorengeht, was der neue Blick- oder Hörwinkel aber durchaus wettmachen kann.
Sol Gabetta ist eng mit dem Menuhin Festival in Gstaad verbunden, dort absolviert sie auch dieses Jahr mehrere Auftritte. Auf dieser CD wirkt sie zwar nicht mit. Die Cappella Gabetta geht aber im August 2015 mit Boldozki auf Tournee und wird sicherlich auch im Saanenland zu hören sein. (wb)
Info: Vivaldi. Tromba Veneziana. Gábor Boldozki, Sergei Nakariakov, Cappella Gabetta, Andres Gabetta, Sony, Best.-Nr. 88883717692.