12.09.2014 — Die mediterrane Verbindung Italien‒Spanien war im Barock eine spezielle Tauschachse für Musiker und Ideen, und zwar nicht zuletzt aus einem simplen politischen Grund: Das Königreich Neapel stand im 16. und 17. Jahrhundert unter spanischer Fremdherrschaft. Viele italienische Musiker suchten ihr Glück denn auch auf der iberischen Halbinsel, allen voran Luigi Boccherini. Dabei entstand auch eine Vielfalt an Instrumentalmusik mit Anklängen sowohl an höfische Traditionen wie auch an die reichhaltige Volkskultur. Dokumentiert werden eher weniger bekannte Aspekte dabei zur Zeit vom Bratischsten Nils Mönkemeyer und der Harfenistin Margret Köll.
12.09.2014 — Die mediterrane Verbindung Italien‒Spanien war im Barock eine spezielle Tauschachse für Musiker und Ideen, und zwar nicht zuletzt aus einem simplen politischen Grund: Das Königreich Neapel stand im 16. und 17. Jahrhundert unter spanischer Fremdherrschaft. Viele italienische Musiker suchten ihr Glück denn auch auf der iberischen Halbinsel, allen voran Luigi Boccherini. Dabei entstand auch eine Vielfalt an Instrumentalmusik mit Anklängen sowohl an höfische Traditionen wie auch an die reichhaltige Volkskultur. Dokumentiert werden eher weniger bekannte Aspekte dabei zur Zeit vom Bratischsten Nils Mönkemeyer und der Harfenistin Margret Köll.
Die Bratsche fand eigentlich erst mit Webers Freischütz zu solistischer Aufmerksamkeit, im Barock wurde sie zwar viel gespielt, allerdings vornehmlich in Ensembles und auf eher zudienendem technischem Niveau. Dennoch hat Mönkemeyer, der sein Interesse für die spanische Musik dank einer Assistenzprofessur in Madrid an der Reina Sofia Schule entwickelte, eine veritable Trouvaille gemacht: Recherchen führten ihn zur Entdeckung einer Sammlung von elf Sonaten für Viola und Basso continuo, die als Pflichtstücke für die Probespiele an der Spanischen Hofkapelle verfasst worden sind.
Eine davon, sie stammt vom «spanischen Mozart» Gaetano Brunetti, gab den Anstoss zum Album «Barrocco Español», auf dem sich auch eine launische Version von Boccherinis mittlerweile ziemlich ausgelutschtem Menuett findet. Von Boccherini gibt’s hier aber auch einiges weitaus Unbekannteres zu entdecken, etwa eine hörspielartig-lautmalerisch anmutende Nachtmusik aus den Strassen Madrids (sie stammt aus dem Streichquintett op. 30, Nr. 6).
Die Bratsche als Wiedergabeinstrument für die Musik von Padre Antonio Soler, Gaspar Sanz oder José de Nebra hat nichts Zwingendes, ihr tiefer, dunkler Klang steht im auffallenden Kontrast zu den in der Zeit so geschätzten flimmernden und hellen hohen Frequenzen (man denke nur an die Resonanzsaiten einer Viola d‘amore oder den filigranen Klang einer Vihuela). Mönkemeyers Interpretationen bewegen sich aber auf hohem Niveau informierten historischen Musizierens und öffnen die Ohren für ungewohntere Perspektiven auf die Musik des Barocks.
Absolut keine Diskussionen geben kann es mit Blick auf die Zeitzugehörigkeit des Instrumentes der Harfenistin Margret Köll. Sie präsentiert uns Harfenmusik des neapolitanschen Barocks mit seinen spanischen Einflüssen auf dem Nachbau der sogenannten «Barberini-Harfe», die im Museo degli Strumenti Musicali in Rom verwahrt wird. Das Vorbild, die einzige vollständig erhaltene Tripelharfe ihrer Zeit, ist 1625 in Rom erbaut worden.
Margret Köll, die genauso mit alpenländischen Volkmusikern wie dem Kronos Quartet oder Meredith Monk oder auf Cecilia Bartolis Erfolgs-CD «Maria Malibran» musiziert, präsentiert uns hier als Spezialistin für historische Harfen Musik von Komponisten wie Giovanni Maria Trabaci, Ascanio Mayone, Antonio de Cabezón oder Lucas Ruiz de Ribayaz, die vor allem Barockharfenistinnen und ‑harfenisten bekannt sein dürften. Man lässst sich von den intimen, eleganten und geistreichen Klängen leicht verzaubern, werden sie so souverän dargeboten wie hier. (wb)
Info:
Nils Mönkemeyer: Barrocco Español, Sony 88843042242.
Margret Köllː L’arpa di Partenope, Harp Music from Early Baroque Naples, Accent, ACC 24192