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Ildebrando D´Arcangelos Händel-Album

02.10.2009 — Erst im Juni dieses Jahres ist der 1969 in Pescara geborene Bassbariton Ildebrando D’Arcangelo von der Deutschen Grammophon exklusiv verpflichtet worden, und bereits sind zwei Alben mit dem aufstrebenden Sänger mit Bühnencharisma unterwegs. Ein Album mit Bass- und Bariton-Arien Georg Friedrich Händels – ein eher selten zu hörendes Repertorie – ist bereits auf dem Markt, eine CD mit Mozart-Arien in Planung.

Zum Händel-Jahr sind einige Produktionen aufgelegt worden, originellere und weniger originelle, Schnellschüsse und gut Durchdachtes. D’Arcangelos Rezital sticht zweifelssohne heraus, nicht zuletzt, weil er (oder wer sonst da das Sagen hatte) in der Wahl des begleitenden Ensembles eine glückliche Hand hatte. Auf der im Februar dieses Jahres im florentinischen Teatro della Pergola aufgenommenen Scheibe ist unter der Leitung von Federico Maria Sardelli das italienische Orchester Modo Antiquo zu hören, das neben Giovanni Antoninis Giardino armonico zur Zeit eines der interessantesten europäischen Barockensembles sein dürfte.

Die Bologneser zeichnen ein luftig-transparentes Klangbild, das Streicher, Bläser und Basso continuo ausgewogen gewichtet und abwechslungsreich, differenziert und farbig funkelt. Die bei Barockinterpretationen gerne gesuchten dynamischen und artikulatorischen Exzesse muss Modo Antiquo so gar nicht suchen. Die erfrischende Italianitá der Instrumentalisten fügt sich mit D’Arcangelos entspannter und sonorer Stimme zu einem sinnlichen Ganzen, in dem die klare Diktion des Sängers und sein Vermögen, auch Verzierungen leicht und natürlich wirken zu lassen, organisch zum Tragen kommen. Selbst in einer Arie wie «Fra l’ombre e gl’orrori» aus «Galatea e Polifemo», die den Stimmumfang kompromisslos auslotet, ist D’Arcangelo nie gezwungen zu forcieren; in allen Registern zeigt er hier eine ausgeglichene und spielerische Samtigkeit.

Natürlich ist man versucht, D’Arangelos CD mit derjenigen zu vergleichen, die Rolando Villazón kurz vor seiner Auszeit wegen einer Stimmband-Operation vorgelegt hat, auch wenn die beiden in unterschiedlichen Stimmlagen zu Hause sind. Ein Titel findet sich dennoch auf beiden Produktionen, der Reisser «Ombra mai fu» aus «Serse» samt einleitendem Rezitativ «Frondi tenere e belle». Letzteres füllt Villazón andeutungsweise mit opernhafter Dramatik; in der Arie selber entfaltet der Mexikaner, gestützt von den Streichern der Gabrieli Players unter Leitung von Paul McCreesh (offensichtlich höher gestimmt als beim Modo Antiquo), mehr Fülle, Expressivität und Spannung in der Linie als D’Arcangelo. D’Arcangelo wiederum schafft auch hier ein gut durchhörbares, fein gezeichnetes Kleinod.

Wer D’Arcangelo in der Schweiz dieses Jahr noch singen hören will, muss nach Genf pilgern. Dort gibt er am 14. und 19. Dezember im Grand Théâtre Mozarts Don Giovanni – in einer Inszenierung Marthe Kellers. (wb)

– Handel, Arie italiane per basso, Ildebrando d’Arcangelo (Bassbariton), Modo Antiquo, Federico Maria Sardelli (Leitung), Arien aus Orlando, Giulio Cesare, Rodelinda, Ariodante, Rinaldo, Ezio, Apollo e Dafne, Deutsche Grammophon, Best.-Nr. 3539860
– Rolando Villazón: Handel, Gabrieli Players, Paul McCreesh (Leitung). Arien aus Tamerlano, Serse, Rodelinda, etc., Deutsche Grammophon, Best.-Nr. 4778057

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