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Joshua Bells Bach ‒ mehrfach gefiltert

Cover CD30.01.2015 — Heute nennt man das Covern, und man kann ‒ wie das Exempel Bob Dylans, der sich an Sinatra-Songs vergriffen hat, zur Zeit zeigt ‒ auch scheitern. Bearbeitungen von populären Werken gab’s in früheren Jahrhunderten zuhauf, schliesslich konnten die Musikliebhaber nicht einfach das Grammophon anwerfen (das gabs noch nicht) oder den MP3-Player (den gabs auch noch nicht). Techniken der Reduktion, Umarbeitung, «Auffrischung» (oder was dafür gehalten wurde) alter Musik (oder was dafür gehalten wurde), auch die waren gang und gäbe.  Der Geiger Joshua Bell legt noch einen drauf. Er bearbeitet (in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Julian Milone) heute eine Bearbeitung des 19. Jahrhunderts eines Werkes des 18. Jahrhunderts und macht dabei aus einer Ikone der barocken Violinsolomusik, Bachs d-Moll-Chaconne, eine biedermeierliche Orchesterromanze. Das erste Anhören kann fast nur irritieren, denn dieses gewaltige, formenstrenge und in seiner Ausdruckskraft rätselhafte Meisterstück wird zur kleinbürgerlichen Idylle.

 

Cover CD30.01.2015 — Heute nennt man das Covern, und man kann ‒ wie das Exempel Bob Dylans, der sich an Sinatra-Songs vergriffen hat, zur Zeit zeigt ‒ auch scheitern. Bearbeitungen von populären Werken gab’s in früheren Jahrhunderten zuhauf, schliesslich konnten die Musikliebhaber nicht einfach das Grammophon anwerfen (das gabs noch nicht) oder den MP3-Player (den gabs auch noch nicht). Techniken der Reduktion, Umarbeitung, «Auffrischung» (oder was dafür gehalten wurde) alter Musik (oder was dafür gehalten wurde), auch die waren gang und gäbe.  Der Geiger Joshua Bell legt noch einen drauf. Er bearbeitet (in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Julian Milone) heute eine Bearbeitung des 19. Jahrhunderts eines Werkes des 18. Jahrhunderts und macht dabei aus einer Ikone der barocken Violinsolomusik, Bachs d-Moll-Chaconne, eine biedermeierliche Orchesterromanze. Das erste Anhören kann fast nur irritieren, denn dieses gewaltige, formenstrenge und in seiner Ausdruckskraft rätselhafte Meisterstück wird zur kleinbürgerlichen Idylle.

 

Dasselbe tut Bell mit der Gavotte aus der E-Dur-Partita, zu der Robert Schumann einen Klavierpart gesetzt hat. Der «Kulturschock» ist mit Blick (oder Ohr) auf diesem leichtfüssigeren und vordergründigeren Satz etwas weniger gross. Man nimmt diese Transformation einer Gavotte in ein Dudelsackstück mit Belustigung zur Kenntnis.

 

Bells Interpretationen der  Bach-Violinkonzerte ‒ in allen Stücken begleitet ihn die Academy of St. Martin in the Fields ‒ und der Air als Kaufargument  für die Polycarbonat-Scheibe, wirken frisch, undogmatisch, nicht unbedingt zwingend, sie betonen die zeitlosen Aspekte des bachschen Klangkosmos. (wb)   

 

Info: Joshua Bell: Bach. Academy of St. Martin in the Fields. Sony Classical, Best.-Nr. 88843087792

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