13.02.2015 — Aus irgendwelchen Gründen interessieren sich Schweizer Musiker zur Zeit für die Mongolei ‒ möglicherweise auf der Suche nach den letzten exotischen Parfüms oder noch unausgeschöpften Kombinationen der Weltmusik. Grössere Gegensätze gibt’s trotz Beschwörungen von Gemeinsamkeiten fast nicht, und dies nicht nur kulinarisch. Die Mongolei ist gefühlt das flachste, topfebenste, weiteste Land der Welt (was objektiv nicht stimmt, es sind Hochebenen eines gebirgigen Binnenlandes und es gibt sogar viele Gletscher), und geradeso dünn besiedelt wie die Schweizer Dichtestress zu fühlen glauben.
13.02.2015 — Aus irgendwelchen Gründen interessieren sich Schweizer Musiker zur Zeit für die Mongolei ‒ möglicherweise auf der Suche nach den letzten exotischen Parfüms oder noch unausgeschöpften Kombinationen der Weltmusik. Grössere Gegensätze gibt’s trotz Beschwörungen von Gemeinsamkeiten fast nicht, und dies nicht nur kulinarisch. Die Mongolei ist gefühlt das flachste, topfebenste, weiteste Land der Welt (was objektiv nicht stimmt, es sind Hochebenen eines gebirgigen Binnenlandes und es gibt sogar viele Gletscher), und geradeso dünn besiedelt wie die Schweizer Dichtestress zu fühlen glauben.
Der Stimmhorn-Akrobat Christian Zehnder hat mit der Gruppe Huun-Huur-Tu gearbeitet. Nun hat sich der Bassist Heiri Känzig mit der mongolischen Ethno-Jazz-Gruppe Arga Bileg zusammengetan. Mit von der Partie sind auf Schweizer Seite der Flügelhornist Matthieu Michel, die Akkordeonistin Patricia Draeger, die Sängerin Karin Streule und Kaspar Rast am Schlagzeug. Die Mongolen spielen unter anderem Klavier (Purevsukh Tyeliman ist der Komponist der Gruppe), Perkussion (Gantulga Ganbat ist der Kopf der Gruppe), Pferdekopfgeige (Batzaya Kladhuu und Jingjiddorj Nanzaddorj) , mongolische Zither (Munkhtogtokh Ochirkhuyag), und sie tragen ihre eigene Technik des Kehlkopfgesangs bei (Davaazorig Altangerel).
Das Resultat der Zusammenarbeit tönt unerwartet mehrheitsfähig und zugänglich, nicht so experimentell und vielfach schräg oder verschroben wie frühere solche kulturübergreifendenden Experimente. Die waren eher Musician’s Music, als dass sie das breite Publikum adressiert hätten. Das ist hier anders, und das hat wohl auch seine Geschichte: Wir leben in einer Welt, in der Globalisierung nicht mehr Exotik evoziert, sondern zum Courant normal geworden ist. Mongolen und Schweizer verfügen heute über eine ähnliche, globalisierte Jazz-Ausbildung, und so klingen die Stücke dieser CD auch eher wie solider ethnokolorierter Jazzrock denn wie experimentelle Begegnungen im Rausch spezieller Gesangtechniken.
Die Musik ist mehr linien- als klangorientiert, mit treibenden Schlagzeugbeats und groovigen, intelligenten Melodien. Da hat man unweigerlich den Eindruck, solche kontinentübergreifenden Begegungen seien heute keine grosse Sache mehr. Der Reiz des Fremden geht etwas verloren, dafür steigt das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Gemeinsamkeit, und das ist ja eigentlich gar keine so schlechte Sache. (wb)
Info: Agula. Swiss-Mongolian Music Exchange Project feat. Arga Bileg Ethno Jazz Band and Heiri Känzig Quintet. Musiques Suisses, MGB Jazz 13. www.musiques-suisses.ch