10.04.2015 – Ein «frühes Medium einer globalisierten Welt» sei die Seidenstrasse gewesen, schreibt das Aargauer Orchester Argovia Philharmonic im Booklet zu seiner CD «Silk Road». Das ist zweifelssohne richtig, in der Musikwelt ist sie heute aber auch ein Symbol für die Ausstrahlung, welche die europäische Kunstmusik in den ostasiatischen Raum hat. Die Zukunft der hiesigen klassischen Musik scheint asiatisch, erdrückend ist mittlerweile die Dominanz vorzugsweise koreanischer und japanischer Teilenehmer an den einschlägigen Wettbewerben. Die Zeit von Kolonialismus und Imperialismus hat aber bereits im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert Komponisten hier und dort zu Reverenzen an den eurasischen Grossraum inspiriert. Argovia Philharmonic unter der Leitung des Dirigenten Douglas Bostock ist es zu verdanken, dass kaum bekannte und wenig gespielte, höchst narrative und damit emotional leicht zugängliche Werke aus dieser Tradition auch in hiesigen Orchester-Konzertreihen wieder zu Gehör gebracht werden.
10.04.2015 – Ein «frühes Medium einer globalisierten Welt» sei die Seidenstrasse gewesen, schreibt das Aargauer Orchester Argovia Philharmonic im Booklet zu seiner CD «Silk Road». Das ist zweifelssohne richtig, in der Musikwelt ist sie heute aber auch ein Symbol für die Ausstrahlung, welche die europäische Kunstmusik in den ostasiatischen Raum hat. Die Zukunft der hiesigen klassischen Musik scheint asiatisch, erdrückend ist mittlerweile die Dominanz vorzugsweise koreanischer und japanischer Teilenehmer an den einschlägigen Wettbewerben. Die Zeit von Kolonialismus und Imperialismus hat aber bereits im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert Komponisten hier und dort zu Reverenzen an den eurasischen Grossraum inspiriert. Argovia Philharmonic unter der Leitung des Dirigenten Douglas Bostock ist es zu verdanken, dass kaum bekannte und wenig gespielte, höchst narrative und damit emotional leicht zugängliche Werke aus dieser Tradition auch in hiesigen Orchester-Konzertreihen wieder zu Gehör gebracht werden.
Die 1955 entstandene Suite The Silk Road des japanischen Komponisten Ikuma Dan hat mit ihren etwas harmlosen, aber gefälligen, recht europäisch verarbeiteten Melodien den reizvollen Charakter eines Vorspiels, Borodins kurzes Charakterstück Eine Steppenskizze aus Mittelasien portiert eine nicht minder theatralische Klangwelt mit einer auffälligen Mixtur eines Liegetons aus pfeifhohen und brummtiefen Streichern.
Am hintergründigsten scheint Busonis Turandot-Suite, in welcher ‒ wäre das heute noch möglich? ‒ unverfroren akustische Chinoiserien mit einem englischen Ohrwurm, in Form des Evergreens Greensleeves, einer Liebesklage vermutlich aus dem 16. Jahrhundert, gepaart werden. Das mag etwas erstaunen, bis man weiss, dass das Lied in Busonis Turandot-Oper von einem Frauenchor nach der Lösung des Rätsels gesungen wird. Daneben kommt in der parallelen Suite aber auch düstere Epik nicht zu kurz.
Das Orchester präsentiert das orignelle Programm auf hohem interpretatorischem Niveau. Der eine oder andere mag in dem transparenten und eher lichten Klang des Ensembles die Erdenschwere und Leidenschaftlichkeit der Seidenstrassen-Landschaften und ihrer Geschichten vermissen. Erfreuen darf man sich dafür an den ausgezeichneten solistischen Leistungen der Orchestermitglieder. (wb)
Info:
Silk Road. Werke von Dan, Borodin und Busoni. Argovia Philharmonic, Douglas Bostock (Leitung), Coviello Classics, COV 91413.