Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Vokalwerke von Philippus de Monte

21.03.2008 — So früh er in der europäischen Neuzeit die Bühne betreten hat, so spät wird er heute als einer der bedeutenden Neuerer der Vokalmusik wahrgenommen. Mehr und mehr scheint der gebürtige Niederländer Philipp de Monte aber aus dem Schatten seiner Zeitgenossen Palestrina und Gabrieli herauszutreten. Mit ihnen hat er in der Renaissance das Madrigal zu seiner Vollendung gebracht, die polyphone Gesangsform, mit welcher die Moderne ihre ersten und wichtigsten Schritte hinaus aus der Kirche und hinein in die weltliche Gesellschaft machte. De Montes Biografie zeigt darüberhinaus das typische Wanderleben der Musiker seiner Zeit − unter anderem mit Stationen in Neapel (im Dienst einer Adelsfamilie), Cambrai (im Dienst der Kirche) sowie England, Wien und Prag (im Dienst der Königshäuser).

Philipp de Monte war produktiv. In 36 Büchern sind an die 1000 Madrigale aus seiner Hand zu seinen Lebzeiten erschienen. Daneben schrieb er 300 Motetten, 40 Messen und 50 Chansons − letztere zu Texten von Pierre de Ronsard, der 1549 zusammen mit Joachim du Bellay und weiteren französischen Dichtern die Vereinigung der «Pléiade» begründet hat. Mitten in die Wirren der Gegenreformation fällt überdies ein Streit um Montes Rückkehr an die Kathedrale zu Cambrai, wo er seinen Lebensabend zu verbringen gedachte. Der Habsburgerkönig Rudolf II. wollte ihn nicht aus Prag ziehen lassen, und das Domkapitel zu Cambrai lehnte ihn ab. Der Konflikt dürfte möglicherweise − niemand weiss das so genau − im grossen Zusammenhang mit dem Kampf um die Polyphonie zu sehen sein, den Palestrina am Konzil zu Trient (1545 bis 1563) zugunsten der Vielstimmigkeit ausgefochten hatte.

Bislang ist de Montes Werk kaum und wenn, dann nur sehr verstreut auf Tonträger eingespielt worden. Umso verdankenswerter ist die Realisation der CD des Schweizer Labels Claves, die gänzlich dem Werk des Niederländers gewidmet ist. Der Musik angenommen hat sich das Ensemble Orlando Fribourg unter der Leitung von Laurent Gendre, der ansonsten als musikalischer Leiter des Symphonie-Orchesters Thun amtet. Die Silberscheibe umfasst Motetten und Madrigale vornehmlich aus der Spätzeit des Komponisten, die aus den Originalquellen musiziert werden, sowie Chansons aus Originalquellen und einer New Yorker Kollektion aus dem Jahr 1965. Realisiert worden sind die Einspielungen im Mai 2007 in der Pfarrkirche des fribourgischen Örtchens Plaffeien.

Das Ensemble Orlando Fribourg existiert seit 14 Jahren und hat sich in wechselnden Besetzungen bereits der Musik Monteverdis, Scarlattis, Schütz‘, Buxtehudes oder Purcells angenommen und sich auch mit Bach auseinandergesetzt. Auf der CD wird es vom Instrumentalensemble In Echo sekundiert, das einige der Monte-Werke koloriert oder als reine Bläsersätze darbietet. Die Interpretationen von Sängern und Bläsern sind solide und geschmackssicher, Booklet und grafische Gestaltung wie üblich bei Claves-Produktionen informativ und anspruchsvoll. (wb)

Philippus de Monte: Motets, Madrigals & Chansons. Ensemble Orlando Fribourg, Laurent Gendre (Conductor). 2007 Claves Records 50-2712. Spieldauer 51’17“. Webseite des Ensembles: www.orlando-fribourg.ch

Schreibe einen Kommentar