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«Best of Opera» aus dem Haus Naxos

27.07.2007 — Ab 1986 setzte der in Hong Kong lebende Deutsche Klaus Heymann dazu an, die Regeln für den Tonträgermarkt in Sachen klassischer Musik gründlich und unwiderruflich neu zu schreiben, und zwar mit der Gründung des Labels Naxos, das sich musikalisch guten, aber von weitgehend unbekannten und damit billigen Orchestern, Dirigenten und Solisten realisierten Budgetproduktionen verschrieb. Aufgenommen wurde vorerst in Bratislava und Budapest, und nach einigen lizenzrechtlichen Konfusionen überschwemmte Heymann auch den europäischen Markt mit seinen Massenproduktionen.

Ursprünglich plante Heymann für Naxos bloss fünfzig Nummern. Das Geschäftsmodell erwies sich aber als derart einträglich, dass er sich dazu entschloss, das Repertoire immer mehr auszuweiten. Zunächst schickte der rührige Unternehmer dazu westeuropäische Tontechniker und Studiospezialisten in den Osten des Kontinents. Mit der Zeit verfügte er an den Produktionsstandorten aber über zuverlässige Teams, welche zu einem Bruchteil der üblichen Kosten auch in Sachen Aufnahmetechnik eine hohe Qualität garantierten. Und wenn das Repertoire bald in beinahe unüberschaubare Breite wuchs, verstand es Naxos, in einer Hinsicht Exklusivität zu wahren: Ein Titel wurde konsequent bloss einmal produziert.

Mitte der neunziger Jahre fühlte sich das Label als Marke so stark, dass man sich wagte, auch im Westen zu produzieren, und ab 1996 wurden rund drei Viertel aller Neueinspielungen in den USA oder Westeuropa realisiert. Und mittlerweile wird auch mit so bekannten Ensembles wie den BBC Orchestern, dem Orchestre de Paris, oder dem Kölner Kammerorchester gearbeitet.

Unter dem Schlagwort «Selection» produziert Naxos eine Reihe mit Zusammenschnitten (und damit einträglichen Zweitverwertungen des Backup-Katalogs) aus unterschiedlichen Sparten, die zu Preisen unter zehn Franken über den Ladentisch gehen. Einer davon ist «Best of Opera I», dessen Titel von slowakischen und ungarischen Orchestern aufgenommen worden sind. Die Solistinnen und Solisten haben Namen wie Giorgio Lamberti (Tenor), Luba Orgonasova oder Jana Valaskova (Sopran) respektive Yordi Ramiro (Tenor) und Renato Girolami (Bariton), die Dirigenten heissen Will Humburg, Alexander Rahbari, Johannes Wildner, Michael Halász, und einer trägt den klangvollen Namen Oliver Dohnányi und ist Chefdirigent der Oper des Prager Nationaltheaters.

Die Zusammenstellung der Nummern von «Best of Opera I» reicht von hier und da zur Auflockerung eingestreuten Instrumentalstücken – Rossinis Ouvertüre zum «Barbiere di Siviglia», dem «Reigen seliger Geister» aus Glucks «Orfeo e Euridice», Intermezzi aus «Cavalleria Rusticana» und einem Orchestervorspiel aus Verdis «Traviata» – bis zu Gänsehaut-Garanten wie «la fleur que tu m’avais jetée» aus Bizets «Carmen» oder Mozarts «Ach ich fühl’s, es ist verschwunden». Die Sängerinnen und Sänger erweisen sich als sehr gute Vertreter ihres Faches, die genau das tun, was man von einer solchen Zusammenstellung erwarten kann: Sie bedienen die grossen Gefühle. Fürs Finale wird zum Schluss gar noch ein Scheit mehr aufgelegt: mit dem Gefangenenchor aus Verdis «Nabucco». Nach diesem kann eigentlich bloss noch mit einem Titel abgeschlossen werden, ohne wieder abzufallen. Kenner haben’s sicher erraten: Die CD klingt aus mit «Nessun’ dorma» aus «Turandot», gesungen von einem Tenor namens Thomas Harper. Alles in allem folgt die Zusammenstellung einer von Geschmackssicherheit und Musikalität zeugender Dramaturgie, in der durchwegs ein wenig Melancholie mitschwingt und die sich genauso zum Ab-und-zu-Hören wie zum aufmerksamen Geniessen eignet. (wb)

Best of Opera I: Mozart – Verdi – Puccini, CSR Symphony Orchestra, Slovak Philharmonic Orchestra, Naxos 2007.

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