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James Galway: My Magic Flute

08.09.2006 — James Galway hat auf eine charakteristische Art ein Problem gelöst, das sich einem Flötisten im Mozart-Jahr zwangsläufig stellt: Dabei sein muss man natürlich, dummerweise hatte der Salzburger Meister aber erklärtermassen eine Abneigung gegenüber dem Instrument. Eine Briefpassage lässt daran kaum Zweifel offen. 1778 schrieb Mozart, gemünzt auf das Blasinstrument, an seinen Vater, dass er immer «gleich stuff» sei, wenn er für ein Instrument schreiben solle, das er nicht leiden könne. So sind im Köchel-Verzeichnis denn auch bloss ein paar Flöten-Quartette und -Konzerte gelistet – eine Ausbeute, die sich kaum mit dem Paradies messen kann, das sich da Geigern, Pianisten und Orchester- oder Opernliebhabern bietet.

Was tun die Liebhaber der Spezialinstrumente in einem solchen Fall? Sie machen sich auf die Suche nach Bearbeitungen. Auf solche greift denn Galway für seine CD «My Magic Flute» auch zurück. Als Originalwerk findet sich auf der Silberscheibe gerade mal das musikalisch nicht unbedingt zu den Glanzpunkten des mozartschen Schaffens gehörende Konzert KV 299 für Flöte, Harfe und Orchester. Daneben sind das Andante aus dem Klavierkonzert KV 467 und Thema und Variationen aus der Klaviersonate KV 331 in Bearbeitungen von Andreas N. Tarkmann zu hören. Im weiteren finden sich eine Bearbeitung Matthias Spindlers der Arie «Ruhe sanft, mein holdes Leben» aus der Oper «Zaide» sowie zwei Showpieces für zwei Flöten und Orchester – ein Zauberflöte-Medley sowie das Rondo alla turca aus der Klaviersonate KV 331 – aus der Feder des Arrangeurs David Overton.

Als Harfenistin ist auf der Einspielung Catrin Finch zu hören, die zweite Flöte spielt Galways Frau Lady Jeanne Galway. Beim Orchester handelt es sich um die Sinfonia Varsovia. Aufgenommen worden ist das Programm im Januar dieses Jahres denn auch in den Studios des polnischen Radios. Matthias Spindler wirkte dabei als Produzent. Wie im Fall von Bearbeitungen üblich wirkt das eine gelungener als das andere, alles in allem ist «My Magic Flute» aber eine höchst anregende Begegnung mit der hohen Kunst des Flöten- und Harfenspiels und den eher galanten Seiten von Mozarts musikalischem Kosmos.

Ohne Einschränkung überzeugt die Adaption des durch den schwedischen Film «Elvira Madigan» von 1967 populär gewordenen Andante aus der Sonate KV 467. Das kantable, flötengerechte Stück erhält durch die Korrespondenzen des Soloinstrumentes mit den Orchesterbläsern eine strukturelle Dimension mehr als das Klavieroriginal, und auch die Registerwechsel – von den dunkeln und fülligen Tiefen zu glockenhellen Höhen – bringen eine weitere faszinierende Dimension in das Stück. Die Harfe beschränkt sich weitgehend auf die Wiedergabe der Figuren der linken Hand des Klavierparts.

Diese Aufgabenteilung zwischen Flöte und Harfe wirkt im Falle des Andantes stimmig. Etwas weniger glücklich mutet sie im Fall der Variationen aus der Klaviersonate KV 331 an, in denen das Herausstreichen der Melodiefragmente durch die Flöte dem Ganzen doch ein wenig von der Spannung nimmt, die den Wechsel zwischen kantablen Elementen und virtuosen Spielfiguren in der Klavierversion mit sich bringt. Auch die Adaption der «Zaide»-Arie geht ein wenig auf Kosten des Gleichgewichtes von Solist und Orchester, allerdings ergeben sich da teils faszinierende Klangmixturen in der Parallelführung von Flöte und Orchesterinstrumenten, die beim Kolorieren der originalen Singstimme einen ganz anderen Zweck verfolgen.

Das dreisätzige (laut Booklet käme ein vierter noch dazu) Medley «The Magic Flutes» gerät zum heiteren Melodienraten mit etwas asthmatischen Abfolgen von Melodiefetzen aus Werken aller möglichen Gattungen – bis hin zum «Musikalischen Spass» und der «Kleinen Nachtmusik». Das Arrangement ist offensichtlich auf die Wirkung angelegt, die zwei miteinander kokettierende Flöten im Liveauftritt erzeugen und dürfte im Konzertsaal auch zum höchst effektvollen Showstück werden. Auf der CD kann die nicht unbedingt schlüssige grosse Form dagegen nicht unbemerkt bleiben. Die CD schliesst mit einem eher gemächlichen, aber durchaus gefälligen Rondo alla Turca. (wb)

James Galway: «My Magic Flute», Werke von Mozart mit James Galway und Lady Jeanne Galway (Flöten), Catrin Finch (Harfe), Sinfonia Varsovia, Deutsche Grammophon 2006, DG 00289 477 6233.

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