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Beethoven-Sonaten mit Pollini

Cover Pollini08.11.2013 — Maurizio Pollini hat in den 1960er-Jahren eine Massstäbe setzende Einspielung später Beethoven-Sonaten vorgelegt. Eine letzte Veröffentlichung der populären, mit Titeln geadelten (Pathétique, Mondschein, Appassionata, Sturm, Les Adieux) stammt aus dem Jahr 2011. Nun hat er ‒ im KKL Luzern und im Münchner Herkulessaal ‒ vier frühe Sonaten aufgenommen, die Nummern vier, neun, zehn und elf, zwei «grosse», zwei «kleine». Viel Zeit bleibt allerdings nicht, um sich damit zu beschäftigen, zur Zeit schiebt die Deutsche Grammophon gerade eine Pollini-CD mit Schubert-Werken nach. Und die Verfügbarkeit der Gesamteinspielung aller Schumann-Klavierwerke ist auch noch nicht einmal ein Jahr her.

Viel deutsche Klassik und Romantik also vom italienischen Spezialisten für die franko-polnischen Piècen Chopins. Letztere, dafür ist er unter anderem berühmt geworden, hat er gestrafft und vitalisiert, entromantisiert, wenn man so will, oder ‒ um es hässlich-technisch, aber treffend auszudrücken ‒ entrubatoisiert. Auch Beethoven muss Federn lassen. Vieles an der Dynamik in den Noten überspielt Pollini zugunsten zügiger, entschlackter Vorwärtsbewegung. Das kann man im doppelten Sinn des Wortes durchaus schlüssig hören: in sich stimmig, aber auch dem klaren, rahmengebenden Ende zustrebend. Ein bisschen fühlt man sich da aber doch an Wilhelm Busch erinnert: Einszweidrei, im Sauseschritt eilt die Zeit – wir eilen mit.

Möchte man in die frühen Beethoven-Sonaten auch schon die kühnen Kontraste seiner grossen späten Werke vorausgeahnt hineinlesen, Pollini hülfe nicht. Da gibt’s keine Inseln des unvemittelten Innehaltens, des Himmelhochjauchzens und unvermittelt Einhaltens, der Ausbrüche und des in sich Ruhens, wie es sich in den Noten auch finden liesse. Das Dionysische Beethovens ist Pollinis Sache nicht, das ‒ liegt’s am Namen? ‒ Apollinische hingegen schon. (wb)

Pollini: Beethoven Sonatas opp. 7, 14, 22. Deutsche Grammophon/Universal, Best.-Nr. 477 8806.

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