03.12.2010 — Es ist wieder Adventszeit, und damit Hochkonjunktur für glanzvolle sängerische Andachten. Nun da Pavarotti nicht mehr ist, Villazón mit seiner Stimme kämpft, Domingo sich ins Baritonfach zurückgelegt hat und die Nachdrängenden wie Vittorio Grigolo und Piotr Beczala noch zu wenig Ruhm angesetzt haben, fällt die Aufgabe des Vorsängers heuer dem peruanischen Superstar Juan Diego Flórez zu. Und der schöpft aus dem Vollen: Alleluja, Ave Maria, Panis angelicus, Qui Tollis. Fux. Schubert, Franck, daneben dienen Messen und Oratorien der üblichen Verdächtigen Händel, Rossini, Haydn und Bellini als musikalische Steinbrüche. Ethnokolorit liefert das Kyrie aus der Missa Criolla von Ramirez, und Floréz steuert sogar eine eigene Komposition bei: Das titelgebende Santo, untermalt vom typischen Anden-Instrumentarium mit Gitarre, Charango und Quenas. Etwas opernhaft, mit Chor, treibenden Bassrhythmen, pentatonischen Rondellen und melodramatischem Abgang.
Eröffnet wird die CD von strahlenden Trompetenklängen. Der Solist Ulrich Stephan Breddermann wird im Booklet auch richtigerweise namentlich genannt. Selteneres und sonstwie Originelles findet sich da ebenfalls: Arien aus Rossinis Messa di Gloria für verschiedene Tenöre, die Florez gleich beide selber singt, und Qui sedes aus einer Messe in a-Moll des jungen Bellini.
Zur Seite stehen Flórez Chor und Orchester des Teatro Communale di Bologna unter der Leitung von Michele Mariotti, ideale Gefährten für die geschmackssichere Pilgerfahrt durch vorweihnächtliche Erwartungen. Aufgenommen wurde die CD allerdings bereits im Januar dieses Jahres im Bologneser Teatro Manzoni.
Juan Diego Flórez amtet auch als einer der Duo-Partner von Cecilia Bartoli auf der Kompilations-CD Sospiri für alle, die’s im Advent mehr mit Frauenstimmen haben. Da ist die Zürcher Mezzospranistin ebenfalls mit Francks Panis angelicus vertreten. Überdies singt sie den Callas-Knüller Casta diva und mit Bryn Terfel Lá ci darem la mano aus Mozarts Don Giovanni. Geistlich wird’s mit Faurés Requiem-Titel Pie Jesu und einem Ausschnitt aus Mozarts Vesperae solennes. Ein Zückerchen, eine CD-Ersteinspielung, gibt’s mit Una voce poco fa aus Rossinis Barbiere di Siviglia mit dem Orchestra La Scintilla unter der Leitung von Adam Fischer. (wb)
Juan Diego Flórez: Santo, Decco/Universal, Best.-Nr. 478 2254
Cecilia Bartoli: Sospiri, Decca/Universal, Best.-Nr. 478 2558.