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Matter a cappella im Kammerton

06.07.2012 — Der legendäre Berner Chansonnier Mani Matter hat die Musik (so weit wir uns recht erinnern) als Schwachpunkt seiner Arbeit betrachtet. Tatsächlich sind die musikalischen Mittel, die er einsetzte, sparsam und scheinbar kunstlos. Seine Melodien sind aber einprägsam und von hoher innerer Stimmigkeit. Sie wirken so klug wie natürlich und tragen neben den zum Volksgut gewordenen Texten einen wesentlichen Teil dazu bei, dass die bärndütsche Chansons auch heute noch überaus populär sind. Sie zu Kunstgesang weiter zu veredeln, ist so scheinbar einfach wie gefährlich, könnte doch der Charme des Understatements, der diesen Kleinoden eigen ist, verloren gehen.

Das Schweizer Kammerton-Quartett, eine Formation aus Sopran, Mezzosopran, Tenor und Bass, hat namhafte Schweizer Komponisten – darunter Daniel Fueter, Iris Szeghy, Cécile Marti und Jürg Wyttenbach – gebeten, A-cappella-Versionen der Lieder zu verfassen. Neben der eher ungewöhnlichen Stimmenverteilung mussten die Angefragten sich vor allem dem Problem gegenübersehen, aus den unprätentiösen, mit schlichten Mitteln wie Pentatonik und Sequenzierung arbeitenden Matter-Melodien raffinierte Kunststücke zu schmieden. Sie tun es vorzugsweise, indem sie sie mit Tonartenversetzungen und kontrapunktischen Kunststücklein anreichern und das Klangpotential der Stimmregister nutzen.

Das Resultat ist unterhaltsam, poetisch und erfüllt die Vorgabe an die zwölf Bearbeiter, die Hörgewohnheiten «sanft und untergründig-listig zu erweitern». Der eine oder andere Gag – etwa der Applaus nach dem Boxmätsch oder ein Schuss im «Fritz» – scheinen allzu appellativ und damit eher überflüssig, im Grossen und Ganzen aber ist die Sammlung ein gelungener Beitrag zur Matter-Pflege. Er findet ein gutes Gleichgewicht zwischen Neudeutung der Texte und einer auch rein sängerisch attraktiven Erweiterung des A-cappella-Repertories. (wb)

Kammerton-Quartett: Kunscht isch geng es Risiko. Zytglogge-Verlag 2012.
Mehr Infos: www.kammerton.ch

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