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Roberto Alagnas Hommage an Luis Mariano

30.07.2010 — Mariachi- und Bolero-Schmonzetten bringt im deutschsprachigen Raum höchstens der erklärte Schmusesänger Helmut Lotti auf die Bühne. Aber selbst der in Deutschland sehr populäre Belgier ohne Berührungsängste hat es nicht gewagt, den Reisser «Mexico» aus der von Richard Pottier verfilmten Operette «Le Chanteur de Mexiko» von Francis Lopez auf CD zu brennen. Es war der Paradetitel des gebürtigen Spaniers Luis Mariano, der in den sechziger und siebziger Jahren in Frankreich als Operettensänger überaus populär war – eine Art Peter Alexander der Frankophonie.

Diesen Sommer tourt der Tenor Roberto Alagna mit einem Programm mit Mariano-Titeln durch Frankreich. «Mexico» macht er in der Hardcore-Version einer Mariachi-Fassung (man assoziiere damit Sombrero-bewehrte Mexikaner mit Geigen, Trompeten und akustischer Bassgitarre) zum Leittitel der CD. Daneben finden sich weitere Ohrwürmer für Touristiker wie «Acapulco», «Andalousie», «I Love Paris» – im Duett mit dem Schauspieler Jean Reno (!) – und weitere Schlager, die auch hierzulande im Ohr sind.

Das Album fügt sich nahtlos an ein früheres Alagnas zur sizilianischen Musik an («Sicilien», siehe Codex-flores-Rezension), einem Programm, mit dem der populäre Sänger letztes Jahr in Nîmes Stadion-Auftritte absolvierte.

Die Mariano-Schlager hat Alagna zusammen mit dem Arrangeur Yvan Cassar etwas aufgepeppt und vom süsslichen Duft der Nachkriegs-Operetten befreit. Auf einer CD des Doppelpacks liegen französische Versionen aller, auf der zweiten spanische Varianten einiger der Titel vor.

Alagna singt die routiniert auf grosse Bühnenwirksamkeit getrimmten Piècen voluminöser, opernhafter, aber auch weniger emotional und intim und damit moderner, als es der elegante und geschmeidige Mariano zu seiner Zeit getan hat. Er kreiert damit den passenden Background für einen lauen, geselligen Sommerabend unter Freunden. (wb)

Roberto Alagna: Hommage à Luis Mariano. C’est magnifique. Doppel-CD, Deutsche Grammophon/Universal.

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