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Pavarottis Duette im Parco Novi Sad

14.11.2008 — Berührungsängste hatte der italienische Tenor Luciano Pavarotti nun wirklich nie (die hätten ihn angesichts seiner imposanten physischen Erscheinung wohl auch ziemlich eingeschränkt). Schon als noch nicht jeder Feld-Wald-und-Wiesen-Promi die eigene Karriere auf dem Trittbrett fremder Grössen ins Rollen zu bringen hoffte, lud er die Grössen des Showbiz ein, sich im Duettieren zu üben − vornehmlich im Parco Novi Sad in seiner Heimatstadt Modena, wo er seit 1992 regelmässig Benefizkonzerte veranstaltete. Dabei reichten sich die Diven und Entertainer der Oberliga die Klinke in die Hand, von Sting über Eric Clapton, Mariah Carey, Zucchero und Andrea Bocelli bis zu Lionel Ritchie und Jon Bon Jovi.

Eine Reihe dieser Duette sind nun auf der vorliegenden CD versammelt − ergänzt um den Dauerbrenner «My Way», den Pavarotti und Frank Sinatra singen, sowie die Filmmusik zu «Miss Sarajevo» mit Brian Eno, Bono und The Edge. Die Silberscheibe bedient, rechtzeitig zur Adventszeit, hemmungslos die grossen Gefühle.

Man könnte sich Schlimmeres vorstellen (wir haben an dieser Stelle auch schon die entsprechenden Machwerke vorgestellt), denn Pavarotti hat es zeitlebens verstanden, bei aller Lust an der ausladenden Stadiongeste (mit Taschentuch) nie den guten Geschmack und die künstlerische Authentizität aus den Augen, respektive der Kehle zu verlieren. Und tatsächlich sind hier denn – oft garniert mit der für die R’n’B-Arrangements der 1990er-Jahre typischen spanischen Gitarre – auch einige Sternstunden dokumentiert, allen voran Pavarottis Duett mit einer elektrisierenden Céline Dion, das denn auch den Auftakt macht.

In keinem der folgenden Zwiegesänge harmonisieren die Stimmen derart und sind die Arrangements so überwältigend schlicht und zugleich schlüssig wie in «I Hate You Then I Love You» nach Manuel de Falla, das der Italiener mit der kanadischen Entertainerin zu Besten gibt. Ähnlich überzeugend wirkt das bloss von der Gitarre untermalte «Panis Angelicus» César Francks, das der Tenor mit dem britischen Tausendsassa Sting in die imaginierte Nacht hinaus intoniert.

Nicht verhehlen lässt sich auf der andern Seite, dass da teilweise auch weniger Überzeugendes ins Silizium gebrannt worden ist, auch wenn das durchgehend hohe Niveau der Sammlung nie wirklich ins Wanken kommt. Bloss über das Mozart-Duett «La Ci Darem La Mano» mit Sheryl Crow möchte man gerne das Mäntelchen der Barmherzigkeit legen. Für diese Musik sind nun weder das grosse Feuerzeugschwenken eines Open-airs noch die Stimme der Popsirene geschaffen.

Aber selbst Mariah Carey, sonst eine umwerfende Soul- und R’n’B-Diva, scheint sich in «Hero» in etwas uninspirierten Melismen zu verlieren, und auch das Duett mit Frank «The Voice» Sinatra aus den neunziger Jahren, das am Schluss fast schon etwas verschämt noch nachgeschoben wird, wirkt doch eher matt. Es lässt aber auch einen schwerkranken Frankie Boy hören, der seine besten Zeiten schon Jahrzehnte hinter sich hat. Die Stimme Pavarottis ist dabei der letzten Studioaufnahme Sinatras aus den Jahren 1993/94 nachträglich zugefügt worden. (wb)

Best of Pavarotti & Friends, Decca (Universal) 2008, ab 21. November offiziell verfügbar.

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