30.05.2008 — Längst ist die Handharmonika als Instrument von Neuer Musik und anspruchsvoller Folkore anerkannt. Im deutschsprachigen Raum hat daran die Bernerin Elsbeth Moser ein nicht geringes Verdienst, und dies sozusagen offiziell: Der deutsche Bundespräsident Roman Herzog hat ihr 1997 für ihren Einsatz für das Akkordeon als Konzertinstrument das Bundesverdienstkreuz verliehen. Von Gidon Kremer ans legendäre Festival von Lockenhaus eingeladen, brachte sie überdies Sofia Gubaidulinas «Sieben Worte» zur westlichen Erstaufführung – zusammen mit David Geringas und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Mario Venzago. Damit positionierte sie sich international als massgebende Interpretin neuer Werke für ihr Instrument.
Auch mit ihrem langjährigen Duopartner, dem Cellisten Nicolas Altstaedt, tritt sie im In- und Ausland immer wieder auf, Konzertreisen können dabei von Bagdad bis nach Kairo führen. Der kosmopolitische Geist der Bayanistin wird durch Ehrenprofessuren an den Musikhochschulen von Tianjing, Shanghai und der Universität der kroatischen Stadt Pula unterstrichen.
Das Bayan ist die russische Version der Handharmonika. Es unterscheidet sich in verschiedenen Details von seinen westlichen Gegenstücken. Insbesondere der Bass klingt runder und voller, und die Tongebung ist transparenter. Es wird deshalb − natürlich nicht zuletzt von den osteuropäischen Komponistinnen und Komponisten − für Werke in der Tradition der europäischen Kunstmusik bevorzugt.
Für die vorliegende CD, deren Aufnahmen im Dezember 2007 in der evangelischen Kirche der deutschen Stadt Eidinghausen realisiert worden sind, hat Elsbeth Moser Werke von Piazzolla, Villa-Lobos, Manuel de Falla, Igor Strawinsky und des Georgiers Sulchan Zinzadse für Bayan und Cello eingerichtet. Ihre Arrangements wirken durchwegs lebendig, werkgetreu, differenziert und vielfältig.
Zugute kommt ihr dabei neben der eigenen soveränen Beherrschung ihres Instrumentes das reiche Repertoire an Spieltechniken und Ausdrucksschattierungen ihres Cellopartners, der vor allem in de Fallas «Siete canciones populares españolas» alle Register seines Können ziehen kann, sich aber auch hervorragend in die Klangwelten des Tango Nuevo einzufühlen versteht. (wb)
Vuelta al Mundo. Nicolas Altstaedt (Cello), Elsbeth Moser (Bayan). Piazzolla ( Café 1930, Tanti Anni Prima, Libertango, Oblivion, Le Grand Tango), Villa-Lobos (Aria aus Bachiana Brasileira No 5), de Falla (Siete canciones populares españolas), Strawinsky (Suite italienne), Zinzadse (Sachidao). Genuin Musikproduktion Leipzig 2008, Gen 88109, www.genuin.de