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Sensibilität für strukturelle Abhängigkeiten

20.12.2018 — Beim Sprechen und Musizieren hängen die einzelnen Worte und Noten voneinander ab. Der evolutive Ursprung dieser Fähigkeit ist noch weitgehend ungeklärt. Ein Team der Uni Wien vermutet, dass die Sensibilität für strukturelle Abhängigkeiten bereits in gemeinsamen Vorfahren von Affen und Menschen existiert haben könnte.

20.12.2018 — Beim Sprechen und Musizieren hängen die einzelnen Worte und Noten voneinander ab. Der evolutive Ursprung dieser Fähigkeit ist noch weitgehend ungeklärt. Ein Team der Uni Wien vermutet, dass die Sensibilität für strukturelle Abhängigkeiten bereits in gemeinsamen Vorfahren von Affen und Menschen existiert haben könnte.

 

Alle Affenarten, Menschen und ihre Verwandten, produzieren eine Vielzahl an Lauten. Jedoch nur Menschen besitzen Sprache und Musik. Diese Fähigkeiten verlangen nach der Sensibilität für strukturelle Abhängigkeiten. Menschen erwarten, dass ein Satz ein Nomen und das zugehörige Verb enthält und dass eine Melodie aus aufeinander abgestimmten Tönen besteht. Ist diese Abhängigkeits-Sensibilität ebenfalls exklusiv menschlich oder existiert sie auch in anderen Primaten? Um diese Frage zu beantworten, haben Stephan Reber und Vedrana Šlipogor und ihr Team vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien das Verhalten von Weissbüscheläffchen untersucht.

 

Sie spielten den Äffchen Sequenzen aus Pieptönen vor, die mit einem tiefen Ton begannen und endeten – dazwischen fand sich eine variable Anzahl von hohen Tönen. Die tiefen Töne stellten die Abhängigkeit dar und genau wie in Sprache oder Musik war die Distanz zwischen diesen Elementen unterschiedlich lang. Nachdem die Weissbüscheläffchen hunderte dieser Sequenzen gehört hatten, wurden ihnen einzeln zwei neuartige Playbackkategorien vorgespielt: Sequenzen mit dem gleichen Aufbau wie zuvor (auch solche mit einer anderen als der vertrauten Anzahl von hohen Tönen zwischen den beiden tiefen) und Sequenzen bei denen der erste oder der letzte tiefe Ton fehlte. Bei Letzteren fehlte die strukturelle Abhängigkeit.

 

Das Team überprüfte, ob die Äffchen je nach abgespielter Kategorie unterschiedlich oft zum Lautsprecher hinschauten. Dabei benutzen sie eine spezielle Software, kreiert von Co-Autor Jinook Oh, die die Kopfbewegungen der Äffchen automatisch verfolgen konnte. Das neuartige Verfahren sorgte für eine nie dagewesene Präzision bei Verhaltensaufzeichnung. So stellte sich heraus: die Äffchen unterschieden tatsächlich zwischen den Playbacks. Sie drehten sich häufiger zum Lautsprecher um, wenn sie Sequenzen mit den Abhängigkeiten hörten.

Originalartikel: Reber S. A., Šlipogor V., Oh J., Ravignani A., Hoeschele M., Bugnyar T., Fitch W. T. (2018) „Common marmosets are sensitive to simple dependencies at variable distances in an artificial grammar“ Evolution and Human Behavior, DATE DOI: https://doi.org/10.1016/j.evolhumbehav.2018.11.006 

 

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